Zu Besuch bei den Bilderdoktoren

19. Juni 2022

Wie im Atelier für Kunstrestaurierung des Museums für Geschichte und Kunst alte Gemälde erhalten und wieder in den Originalzustand gebracht werden.  

Eine Frage zu Beginn: Woher wissen wir, wie die Menschen aussahen und lebten, bevor es Fotos gab? Fotos gibt es nämlich erst seit knapp 200 Jahren. Wir haben natürlich Beschreibungen aus alten Büchern, die uns helfen, uns vorzustellen, wie vor mehr als 200 Jahren alles war. Aber am besten können wir uns das Leben von vor Jahrhunderten vorstellen, wenn wir uns gemalte Bilder und Skulpturen ansehen, oder Dinge, die Menschen früher gebraucht haben. Damit auch die Menschen, die nach uns geboren werden, sich diese Dinge anschauen können, müssen sie erhalten werden. Viele Gegenstände können mit der Zeit zum Beispiel leichter brechen; manchmal ist die Farbe abgeblättert oder verblasst. Teile aus Naturmaterialien sind von Holzwürmern oder Schimmel befallen. Oder, schlimmer noch, die Kunstwerke sind zerbrochen oder zerschrammt. 

Millimeter für Millimeter Dektivarbeit

Bei Bildern haben manchmal im Lauf der Zeit Personen einfach über das Original gemalt, so dass man nicht mehr richtig erkennt, was die Künstlerin oder der Künstler am Anfang gemalt hat. Im Atelier für Kunstrestaurierung des Museums für Geschichte und Kunst liegen einige solche übermalten Bilder. Bild-Restauratorin Simone Habaru leuchtet mit einer Lampe mit UV-Licht auf ein Gemälde. Ein Teil davon leuchtet auf. Das bedeutet, dass dieser Teil des Bildes übermalt wurde. Auch mit Infrarot-Licht oder Röntgenstrahlen kann man viele Details erkennen, die man mit bloßem Auge nicht sieht. Unter dem Mikroskop sieht man genau, wie viel Schmutz und Schimmel sich über Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte auf dem Gemälde angesammelt haben. Alle Schäden werden in einem Heft genau aufgeschrieben und erklärt. Das müssen Simone und ihr Team Millimeter für Millimeter machen. Manchmal dauert diese Detektivarbeit Monate oder Jahre.

Jedes Bild ist einmalig   

  Aber diese Arbeit ist notwendig, denn die Restauratorinnen und Restauratoren müssen genau festlegen, was sie machen wollen, um das Bild zu erhalten. Sie müssen entscheiden, wie sie das Gemälde putzen, wie sie Risse reparieren und mit welchen Materialien sie arbeiten wollen, damit die Besucherinnen und Besucher eines Museums sich wieder an dem Bild erfreuen können. „Dabei muss man aufpassen, dass die Reparaturen, die man macht, leicht entfernt werden können. Denn vielleicht gibt es in Zukunft Restauratoren, die andere Entscheidungen treffen möchte und andere Techniken zur Verfügung hat“, sagt Simone.  

Plötzlich zischt es. Das war die Klimaanlage. Wir sind in einem Raum, in dem immer die gleiche Temperatur und die gleiche Luftfeuchtigkeit herrschen. „Das ist vor allem nötig, damit das Holz sich nicht verzieht“, erklärt Simone. Wenn es zu heiß und zu trocken ist, kann auch jahrhundertealtes Holz sich verformen. Auf diese Weise kann ein jahrhundertealtes Bild, das auf Holz gemalt ist, schwer beschädigt werden.  

Da es solche Bilder jeweils nur ein einziges Mal auf der Welt gibt, wäre das sehr schade. Deshalb braucht man Menschen wie Simone, die sich genau damit auskennen, wie man Gemälde retten und restaurieren kann.   

Beim Louvre machte es „Klick“

Simone Habaru erinnert sich noch genau an den Moment, in dem sie beschloss, Restauratorin zu werden. Mit 16 Jahren sah sie eine Fernsehsendung über den Louvre. Das ist eines der größten Museen der Welt. Es befindet sich in Paris. „Ich habe immer schon gerne gemalt und gezeichnet. Nachdem ich diese Reportage gesehen hatte, war für mich klar, dass ich Kunstrestauratorin werden wollte“, erzählt sie. Beim Louvre machte es bei Simone also „Click“. Nach der Kunstsektion im Lyzeum studierte sie in Brüssel, der Hauptstadt von Belgien. Danach machte sie zuerst ein eigenes Atelier für Kunstrestauration in Luxemburg auf. Später wurde sie vom MNHA-Museum engagiert, für das sie jetzt schon seit 30 Jahren arbeitet.   

Blick auf das Museum Louvre in Paris. Es ist das größte Museum der Welt. Foto: SCRIPT

 Ein 500 Jahre altes Gemälde  

Das älteste Bild, an dem die Restauratorin Simone Habaru gearbeitet hat, heißt „Caritas“ und wurde vor fast 500 Jahren vom deutschen Künstler Lucas Cranach gemalt. Der Künstler benutzte Ölfarben, mit denen er auf Buchenholz malte. Du kannst das Bild im „Musée National d’Histoire et d’Art“ sehen. Im Museum gibt es regelmäßig Workshops über Geschichte und Kunst für Kinder. Informiere dich auf www.mnha.lu  

Der Maler Lucas Cranach der Ältere (links) malte das Bild „Caritas“ um 1536. Es hängt jetzt im Museum für Kunst und Geschichte in Luxemburg Quelle: Public Domain
Man muss sehr viel Geduld haben, um ein Gemälde zu restaurieren. Quelle: MNHA
Etwas länger – rund eine halbe Stunde – dauert diese Reportage über die Restaurierung eines Gemäldes. Quelle: MNHA
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