Kapitän Jürgen Emmes im Kommandostand der Princesse Marie-Astrid Foto: SCRIPT

Die Prinzessin auf der Mosel

11. August 2022

Der Piwitsch war im Ruderstand des Schiffs „Princesse Marie-Astrid“ und hat mit Kapitän Jürgen Emmes gesprochen.  

Fast lautlos gleitet das große weiße Schiff über die Mosel. Dann wird es langsamer. Nun hört man die Motoren der „Princesse Marie-Astrid“ brummen. Das Schiff dreht genau vor der Anlegestelle in Wasserbillig und steht einen Moment lang quer im Fluss. Man hat den Eindruck, dass gar nicht mehr so viel Platz zwischen dem 60 Meter langen und 11,4 Meter breiten Schiff und den beiden Ufern der Mosel bleibt. Dann dreht der Bug der „Princesse Marie-Astrid“ langsam nach backbord. Wenige Minuten später liegt das Schiff am Kai, bereit, weitere Gäste zu begrüßen. 

In Wasserbillig dreht die „Princesse Marie-Astrid“ und steht eine kurze Zeit quer im Fluss. Foto: SCRIPT 

Bis zu 500 Passagiere 

Rund 500 Gäste passen auf die „Princesse Marie-Astrid“, die viel mehr bietet, als eine schwimmende Aussichtsplattform, um das schöne Moseltal gemütlich zu entdecken. An Bord gibt es nämlich ein Restaurant und hier werden auch schon mal große Feste gefeiert und es wird getanzt. 

Von Ahoi bis Steuerbord: Einige Wörter aus der Schifffahrt 

Leute, die auf Schiffen arbeiten, benutzen oft ganz besondere Wörter. Der Piwitsch hat einige davon herausgepickt.

Der Rumpf: das ist der “Schiffsbauch”. 

Der Bug ist der vordere Teil des Schiffs.

Das Heck der hintere Teil.

Früher sagte man nicht hinten, sondern achtern

Die Matrosen leben in Kajüten, so nennt man ihre Quartiere, und schlafen in Kojen.

Die rechte Seite, in Fahrtrichtung gesehen, heißt Steuerbord, denn dort stand früher der Steuermann. 

Die linke Seite heißt Backbord. Ganz früher, als die Steuermänner noch ein Ruder betätigten drehten sie dieser Seite nämlich oft den Rücken. Der Rücken heißt beispielsweise auf Englisch „Back“.

Die Reling ist das Geländer rund um ein Schiff.

Früher betrat man ein Schiff über ein Fallreep, das war oft nur ein doofes Brett. Heute sind das regelrechte kleine Brücken aus Stahl und heißen Gangway.

Die Küche heißt auch nicht einfach Küche, sondern Kombüse.

Ein Unglück auf einem Schiff nennt man Havarie.

Eine Landratte ist die verächtliche Bezeichnung für jene, die an Land leben.

Ein Schiff wird nicht entladen, es wird gelöscht – auch wenn kein Feuer wütet.

Seefahrer sagen nicht Tschüss und Hallo sondern Ahoi.

An Bord der „Princesse Marie-Astrid“ gibt es ein Restaurant. Manchmal finden hier auch Konzerte, Tanzabende oder sogar Hochzeitsfeiern statt. Foto: SCRIPT

Es gab schon ein paar Schiffe, die „Princesse Marie-Astrid“ hießen. Das jetzige Schiff ist das fünfte mit diesem Namen. Es wurde 2010 in Grevenmacher getauft. Der Kapitän heißt Jürgen Emmes und steuert die „Princesse Marie-Astrid“ jetzt schon seit zwölf Jahren. Davor ist er lange auf Schiffen auf dem Rhein gefahren, einem der längsten und verkehrsreichsten Flüsse Europas. Auch auf einigen Nebenflüssen des Rheins war er Kapitän. Und er kommandierte sogar ein ehemaliges „Princesse Marie-Astrid“-Schiff, die MS Gutenberg, die in der Stadt Mainz – der Hauptstadt von Rheinland-Pfalz – auf dem Rhein fuhr.  

Auch die „Princesse Marie-Astrid“ hat eine Schiffsglocke. Die Abkürzung M.S. steht für Motorschiff. Foto: SCRIPT

Die „Princesse Marie-Astrid“ habe ihm schon immer gefallen, erzählt Kapitän Emmes. Deshalb hat er immer wieder nach ihr geschaut. Das wurde 2004 einfacher, als er auf einem Hausboot an der Untermosel wohnt. Er hält Kontakt mit der „Entente touristique de la Moselle“, der Vereinigung, die die „Princesse Marie-Astrid“ betreibt und hinterlässt den Vereinsmitgliedern seine Telefonnummer. Nach einigen Jahren kam dann der lang ersehnte Anruf: Die „Entente“ suchte einen Kapitän in Festanstellung für das neue Schiff. Sofort sagte Jürgen zu und hegt die „Princesse Marie-Astrid“ seither „wie ein Baby“, wie er selbst liebevoll sagt. Das Schiff immer frisch und sauber zu halten, kostet viel Arbeit. Wenn sich jemand von der Mannschaft beschwert, sage er immer: „Du musst leiden, damit die Prinzessin schön aussieht“, lächelt Kapitän Jürgen in seinem Ruderstand, in den De Piwitsch einen Blick werfen konnte.  

Viele Bildschirme und Knöpfe 

Alles im Blick: Kapitän Jürgen Emmes muss immer sehr aufmerksam sein. Foto: SCRIPT

Hier gibt es viele Bildschirme und noch mehr Knöpfe und Schalter. Der Kapitän sieht genau, wo sich das Schiff auf der Mosel befindet und was achtern und backbord der „Princesse Marie-Astrid“ los ist, denn es gibt etliche Kameras die dem Kapitän dabei helfen. Manchmal hört man auch einen Funkspruch von einem der Mitarbeiter und manchmal gibt Kapitän Emmes ein Kommando. Links und rechts von ihm sind Hebel, durch die er die Ruder betätigen und die Kraft der zwei 500 Pferdestärken-Motoren des Schiffs regeln kann. Die Motoren treiben zwei Schiffsschrauben an.

Die Motoren der „Princesse Marie-Astrid“ sind stark: Sie treiben die beiden Schiffsschrauben an. Foto: SCRIPT
Die Schiffsschrauben bringen das Moselwasser ordentlich in Bewegung. Foto: SCRIPT

Am ernsten Gesicht des Kapitäns merkt man, dass dies eine Arbeit ist, die immer volle Konzentration erfordert. Vor allem dann, wenn die „Princesse Marie-Astrid“ in die Schleuse von Grevenmacher einfährt. Denn da sind auf beiden Seiten des Schiffs nur 30 Zentimeter Platz. Da darf man nicht anecken, denn sonst kann es teure Schäden am Schiff geben und die Passagiere würden durchgerüttelt. 

Der Kapitän ist für die Sicherheit der Menschen an Bord verantwortlich. Aber auch für eine ganze Reihe anderer Dinge. So muss er dafür sorgen, dass genug Trinkwasser an Bord ist – 15.000 Liter passen in die Tanks der „Princesse Marie-Astrid“ – und natürlich genügend Treibstoff. Einmal im Monat tankt das Schiff deshalb 18.000 Liter Diesel. Das alles wird an der zentralen Anlegestelle in Grevenmacher erledigt. Dort wird auch das Abwasser der „Princesse Marie-Astrid“ – also vor allem, was in die Toiletten gelangt – aus dem Schiff rausgepumpt.  

Wie wird man Kapitän? 

Wenn man Kapitän – oder Schiffsführer – werden will, muss man mindestens sechs Jahre lang lernen. Erst drei Jahre, um die Matrosenausbildung abzuschließen und dann weitere drei Jahre, um Schiffsführerin oder Schiffsführer zu werden. Während der Ausbildung lernt man eine Menge über die Flüsse, die Regeln auf den Wasserstraßen, die Schleusen, das Wetter, die Funktechnik und wie ein Schiff eigentlich funktioniert.

Wenn auf der „Princesse Marie-Astrid“ etwas kaputt geht, sorgt Kapitän Emmes dafür, dass es schnell repariert wird. Aber das Schiff wird in regelmäßigen Abständen auch von hinten bis vorne kontrolliert. Spezialistinnen und Spezialisten schauen es sich dann ganz im Detail an und sagen, wo Teile ersetzt werden müssen. Damit sie diese Arbeit machen können, kommt das Schiff meist ins Trockene auf eine Werft. Wenn das passiert, wird die Gelegenheit auch dafür genutzt, um es ganz oder teilweise neu zu streichen und zu lackieren.

Der nächste Rundum-Wellness-Termin der „Princesse Marie-Astrid“ auf der Werft ist im Jahr 2025. Bis dahin werden Kapitän Emmes und seine Kollegen – denn auch Kapitäne haben einmal Urlaub und wechseln sich ab – noch viele Menschen auf der schönen Mosel transportiert haben.  

Die Schleuse: Ein Fahrstuhl für Schiffe 

In Grevenmacher muss die Marie-Astrid genau wie andere Schiffe auch, eine Schleuse passieren. Aber weshalb gibt es Schleusen? Sie sind wie eine Art Fahrstuhl für Schiffe. Somit befindet sich eine Schleuse immer in einem Fluss, da dort die Schiffe fahren. Sowohl Frachtschiffe, wie auch Passagierschiffe können Schleusen benutzen.  

Hier siehst du, wie Kapitän Jürgen die „Princesse Marie-Astrid“ in die Schleuse fährt.

Die Höhe des Wassers in einem Fluss ist nicht überall gleich. Das hat mit den Staustufen zu tun die gebaut werden, um Überschwemmungen zu verhindern, und den Wasserfluss zu kontrollieren. Damit Schiffe und Boote trotzdem über den Fluss fahren können, werden bei diesen Staustufen Schleusen gebaut. 

Je nachdem in welche Richtung das Schiff fährt, funktioniert die Schleuse anders. 

Die „Princesse Marie-Astrid“ passt gerade mal so in die Schleuse. Links und rechts sind nur 30 Zentimeter Abstand.  

1. Das Schiff will nach oben 

Zuerst fährt das Schiff in die Schleuse hinein. Dann wird es mit einem Seil an der Mauer befestigt. Danach schließt sich das Tor hinter dem Schiff. Die Schleuse in Grevenmacher hat die Besonderheit, dass das Tor von unten kommt und sich nicht, wie eine Tür, seitwärts schließt. Nachdem das Tor geschlossen ist, wird Wasser in die Schleuse gepumpt. Somit steigt langsam das Wasser im Inneren der Schleuse, bis es den gleichen Wasserstand wie auf der anderen Seite des Flusses erreicht hat. Dann wird das zweite Tor, was vor dem Schiff liegt, runter gefahren. Danach werden die Taue gelöst und das Schiff kann die Schleuse verlassen. 

2. Das Schiff will nach unten 

Diese Funktionsweise ist fast die gleiche, wie die erste, nur dass das Schiff von der höher gelegen Flussseite auf die niedrigere Flussseite gelangen will. Dabei wird kein Wasser in die Schleuse gepumpt, sondern es wird Wasser aus der Schleuse raus gepumpt. Dadurch sinkt der Wasserspiegel im Innerem der Schleuse, und das Schiff wird langsam hinunter gesetzt.

Hier siehst du, wie das Schleusentor verschwindet und die „Princesse Marie-Astrid“ darauf wartet, in den höher gelegenen Teil der Mosel zu fahren.

Ein Schiff mit dem Namen der älteren Schwester des Großherzogs 

Marie-Astrid ist die ältere Schwester von Großherzog Henri. Ihr zu Ehren wurde das erste Galerieschiff getauft, das mit Passagieren die Mosel flussauf- und flussabwärts fuhr. Das war vor sechzig Jahren. Danach gab es immer wieder Schiffe mit dem Namen „Princesse Marie-Astrid“ und die Prinzessin war auch immer dabei, wenn eines dieser Schiffe getauft wurde.

Erinnerung an die „Princesse Marie-Astrid 2“ – Prinzessin Marie-Astrid hält einen Blumenstrauß 

Auf dem zweiten Schiff mit dem Namen „Princesse Marie-Astrid“ wurden 1985 und 1990 die Verträge von Schengen unterzeichnet. Durch diese Verträge konnten Menschen aus verschiedenen europäischen Ländern frei reisen, das heißt ohne Kontrollen an den Grenzen. Dieses Schiff wird ab 2025 in Schengen als Museum dienen. Das jetzige Schiff mit dem Namen „Princesse Marie-Astrid“ wurde 2010 in Grevenmacher getauft. Es fährt zwischen Ostern und September nach einem regelmäßigen Fahrplan auf der Mosel auf und ab, zwischen Wasserbillig und Schengen. Das sind rund 35 Kilometer. Manchmal fährt es auch bis nach Trier in Deutschland. Du möchtest einmal mitfahren? Hier geht es zur Reservation.  

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