Am 23. Juni ist wieder Nationalfeiertag in Luxemburg. Dann treffen sich die Einwohnerinnen und Einwohner zu den bunten Feierlichkeiten, die im ganzen Land stattfinden, um den Geburtstag des Großherzogs zu feiern … Wirklich? Und: Was macht der Staatschef eigentlich?
Der Nationalfeiertag gilt als Großherzogs-Geburtstag. Er ist ein Anlass für zwei Tage voller Konzerte, Feuerwerk, Spiele für Kinder und Gedenkfeiern. Luxemburg ist das einzige Großherzogtum der Welt. Der Großherzog ist das Staatsoberhaupt. Er verkörpert die Unabhängigkeit des Landes und soll Frieden und Sicherheit garantieren. Der luxemburgische Staat ist eine repräsentative Demokratie, das heißt, dass vom Volk gewählte Vertreterinnen und Vertreter in Form einer konstitutionellen Monarchie regieren.
Das Parlament, und damit indirekt die Regierung, werden vom Volk gewählt. Der Großherzog wird jedoch nicht gewählt. Er kann aber nicht einfach über das Land bestimmen wie ein König im Märchen. Er ist eigentlich der Chef des Staates, in der Realität ist sein Einfluss aber stark begrenzt. Der Großherzog hat nur die Rechte, die ihm die demokratische Verfassung Luxemburgs ausdrücklich gibt. Großherzog Henri von Nassau ist seit dem Jahr 2000 „Staatschef, Symbol der Einheit des Staates und Garant der nationalen Unabhängigkeit“, wie es im Artikel 33 der luxemburgischen Verfassung heißt. Der Großherzog wird in sein Amt hineingeboren.
Der großherzogliche Palast ist die Stadtresidenz der großherzoglichen Familie. Der Großherzog wohnt normalerweise mit seiner Familie auf Schloss Berg in Colmar-Berg. Schloss Berg ist also seine Hauptresidenz. Hier wurden schon seine Vorgänger geboren.
Die Verfassung Luxemburgs gewährt dem Großherzog eigentlich viele Vorrechte. In der Wirklichkeit
spielen diese jedoch keine so große Rolle mehr. Tatsächlich hat er in nur zwei Bereichen Einfluss. Die Verfassung sieht vor, dass der Großherzog die Gesetze und die genauen Regeln, wie sie umzusetzen sind, verkündet und durch seine Unterschrift in Kraft setzt. In der Theorie regelt der Großherzog auch die Organisation der luxemburgischen Regierung, indem er die Ministerinnen und Minister ernennt. Tatsächlich wählen aber die Parteien, die die Mehrheit im Parlament haben, diese aus, und die Regierung erarbeitet die Gesetze und Regeln. Der Großherzog ernennt den Premierminister auf der Grundlage der Wahlergebnisse und erteilt ihm den Auftrag, eine Regierung zu bilden.
Im Ausland stärkt der Großherzog die wirtschaftlichen Verbindungen und bemüht sich darum, die Interessen Luxemburgs durchzusetzen. So ist er bei seinen zahlreichen Staatsbesuchen ein glamouröser Türöffner in die Welt, insbesondere für Unternehmen.
Er hilft ihnen, gute Kontakte ins Ausland zu knüpfen, damit sie dort zum Beispiel ihre Waren verkaufen können. Auch in anderen Bereichen trägt er dazu bei, die Beziehungen zu anderen Ländern zu stärken.
So kann er manchmal viel mehr erreichen, als ein Botschafter oder ein Außenminister. Auch das Recht wird im Namen des Großherzogs von den Gerichten gesprochen. Die Urteile werden in seinem Namen ausgeführt. Er darf sich aber nicht in die Rechtsprechung einmischen.
Neben seiner offiziellen Tätigkeit hat der Großherzog die Schirmherrschaft (das ist eine symbolische Unterstützung) über zahlreiche Vereine, die in kulturellen, sportlichen, ökologischen oder sozialen Bereichen tätig sind. Großherzog Henri interessiert sich für den wissenschaftlichen Fortschritt. Besonders am Herzen liegen ihm die nachhaltige Entwicklung und der Kampf gegen den Klimawandel. Er interessiert sich aber auch für Kultur, insbesondere für Filme.
Seit 1998 ist Großherzog Henri Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Regelmäßig nimmt er an deren Sitzungen teil. Die Förderung der olympischen Werte ist ihm sehr wichtig. Seitdem er IOC-Mitglied ist, hat Großherzog Henri fast alle Olympischen Sommer- und Winterspiele besucht, um Luxemburger Athletinnen und Athleten zu unterstützen.
„FAKE-GROSSHERZOGS-GEBURTSTAG“
Seit Ende des 18. Jahrhunderts war es in europäischen Herrscherfamilien Tradition, den Geburtstag des Herrschers eines Landes zu feiern. Obwohl Wilhelm III. von Preußen am 19. Februar geboren wurde, wurde dieser Feiertag 1850 auf den 17. Juni verlegt, den Geburtstag seiner Frau, der Königin Sophie. In Luxemburg fiel die Feier unter Großherzogin Charlotte auf den 23. Januar, also mitten in den Winter. Weil sich bitterkalte Wintertage nicht zum Feiern eignen, wurde 1961 entschieden, den Großherzoginnengeburtstag auf den 23. Juni zu verlegen. Dieses Datum wurde später beibehalten, als Großherzog Jean am 12. November 1964 den Thron bestieg.
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