Ein Blindenführhund arbeitet immer, wenn er mit seiner menschlichen Partnerin oder Partner unterwegs ist. Deshalb sollte man diese Hunde nicht ablenken. Foto: Shutterstock

Sehhilfe auf vier Pfoten

12. Oktober 2022

Lou und Orphée sind Hunde, die sehbehinderten Personen helfen, sich sicher im Alltag zu bewegen – Weshalb die Tiere für diese komplizierte Aufgabe viel trainieren müssen, erklärt De Piwitsch.

Orphée (links) ist seit 2021 Blindenführhund und Lou seit 2018. Foto: SCRIPT

Lou und Orphée sind Blindenführhunde. De Piwitsch hat die beiden Labrador Retriever bei einer Ausstellung der „Fondation Lëtzebuerger Blannevereenegung“ in Rollingen bei Mersch getroffen. Bei dieser Ausstellung kann man sehr viel darüber erfahren kann, welche Hilfsmittel es für blinde oder schwer sehbehinderte Menschen gibt. 

Manche dieser Personen haben einen Hund, der sie im Alltag begleitet. Zum Beispiel führt er sie sicher durch den Verkehr, er bleibt vor Treppen oder Türen stehen oder auch vor Verkehrsampeln und hilft seinem Frauchen oder Herrchen sogar, Briefkästen oder Bushaltestellen zu finden oder Baustellen zu umgehen. 

Ein Blindenführhund arbeitet immer – also bitte nicht stören!

Wenn du einen Blindenführhund siehst – du erkennst ihn sofort, denn er trägt ein so genanntes Führgestell, an dem sich sein Frauchen oder Herrchen festhalten kann – dann lenke ihn bitte nicht ab, indem du ihn zum Beispiel rufst, mit ihm sprichst, ihn streichelst oder ihm ein Leckerli anbietest. Erschrecken darfst du ihn natürlich auch nicht. Denn der Hund arbeitet und muss sehr konzentriert bleiben, um seine blinde Person sicher zu führen.

Wenn du den Blindenführhund unbedingt kennen lernen möchtest, dann sprich zuerst seine Halterin oder seinen Halter an und frage bitte um Erlaubnis. Vergiss nicht, dass du der sehbehinderten Person deine Hilfe anbieten kannst. Sage ihr zum Beispiel, an welcher Hausnummer sie sich gerade befindet, wo die nächste Bushaltestelle ist, an welche Haltestelle sie gehen muss, um den richtigen Bus zu nehmen, oder ob die Ampel gerade auf Rot oder Grün steht. Denn das kann der Blindenführhund nicht erkennen. Er kann auch die Hausnummern oder einen Busfahrplan nicht lesen.

Doch für sein Frauchen oder seinen Herrchen ist er auf jeden Fall eine sehr wertvolle Hilfe. Denn er ermöglicht ihnen, ohne die Hilfe anderer Personen zu reisen. Außerdem ist der Blindenführhund natürlich – wie jeder Hund – ein super Freund und Teil der Familie.

Nicht jeder Hund kann Blindenführhund werden

Aber nicht jeder Hund kann ein Blindenführhund werden. Dazu muss er schon als Welpe den richtigen Charakter haben und viel trainieren. Blindenführhunde müssen lieb und geduldig sein und sich nicht zu sehr ablenken lassen. Hunde, die aggressiv sind oder zu ängstlich, sind nicht geeignet, da ihr Verhalten ihre Halterin oder ihren Halter in Gefahr bringen könnte.

Den Charakter eines Hundes erkennt man sehr früh. Schon ab der fünften Lebenswoche beginnen Hunde, Kontakt zu suchen mit ihren Artgenossen, anderen Tieren und den Menschen. Dabei spielen sie sehr viel und lernen dauernd dazu. Hunde, die bestimmte Tests bestehen und zu Blindenführhunden werden könnten, kommen mit ungefähr acht Wochen in eine Patenfamilie. Hier wird ihm beigebracht, stubenrein zu werden und sie lernen, was sie nicht dürfen. Im Alter von etwa einem Jahr beginnt der Hund dann sein eigentliches Training. In sechs bis neun Monaten lernt er an einer speziellen Schule, wie er Menschen sicher führt. 

Hund und sehbehinderte Person sind ein Team

Natürlich muss auch seine künftige Halterin oder sein künftiger Halter lernen, wie er dem Hund Kommandos gibt. Hund und Frauchen oder Herrchen müssen sich gut kennen lernen. Denn sie sollen ja ein Team sein, in dem beide sich aufeinander verlassen können. Manchmal dauert es etwas länger, bis die sehbehinderte Person den Blindenführhund findet, der zu ihr passt. Aber alles muss zusammenpassen, denn beide sollen ja lange miteinander durchs Leben gehen. Manchmal aber geschehen im Leben Dinge, durch die das Team erschüttert wird. Die Person oder der Hund können krank werden. 

Beide können durch irgendeinen Vorfall ängstlich werden. Zum Beispiel, wenn ein Unfall passiert. Es gab schon Blindenführhunde, die von anderen Hunden gebissen wurden und danach aggressiv gegenüber anderen Hunden wurden, erzählt Roland Welter. Er ist Präsident der Vereinigung „Chiens Guides d’Aveugles au Luxembourg“, die Blindenführhunde vermittelt.

Solche Ängste kann man manchmal durch Training wieder vertreiben, aber es ist nicht sicher, ob das klappt. Klappt es nicht, kommt der Blindenführhund in eine andere tierfreundliche Familie. Für die Tiere wird immer gut gesorgt, und das Team aus Hund und sehbehinderter Person wird auch immer von Hundeausbildern begleitet. 

Die Ausbildung wird mit Spenden bezahlt

Die Ausbildung eines Blindenführhunds ist ziemlich teuer, doch die sehbehinderten Personen, die einen solchen bekommen, zahlen nichts. „Hier spielt die Solidarität“, sagt Roland Welter. Das heißt, dass die Ausbildung der Hunde durch Spenden finanziert wird. Seit der Gründung der Vereinigung „Chiens Guides d’Aveugles au Luxembourg“ im Jahr 2001 wurden bereits 36 Blindenführhunde an sehbehinderte Personen vermittelt. 

Die Vereinigung hat sogar einen Comic über einen Tag im Leben einer blinden Person mit Führhund gemacht. Den kannst du dir hier herunterladen. In diesem Video kannst du dir anschauen, wie ein Blindenführhund arbeitet.

Hilfsmittel für Sehbehinderte im Verkehr

Sicher hast du schon mal Pflastersteine mit Noppen oder Rillen auf Bürgersteigen gesehen. Es gibt sie, damit Sehbehinderte merken, wo sie sicher lang gehen können. Vermeide also bitte, auf diesen Steinen stehen zu bleiben, wenn du Sehbehinderte siehst, die auf dem Bürgersteig unterwegs sind.

An diesen besonderen Pflastersteinen können sich sehbehinderte Personen orientieren. Foto: SCRIPT

Du hast sicher schon mal einen Ampeltaster gedrückt, wenn du eine Straße überqueren möchtest. Die meisten Taster sind mit einem Knopf an der Unterseite ausgerüstet. Wenn man diesen drückt, vibriert und piept die Ampel, wenn sie auf Grün umschaltet. So können auch sehbehinderte Menschen fühlen und hören, dass sie die Straße nun überqueren dürfen. 

An der Unterseite der meisten Ampeltaster befindet sich ein Knopf, der vibriert, wenn sie auf Grün umschaltet. Außerdem ist ein Ton zu hören. So wissen auch sehbehinderte Personen, dass sie die Straße nun überqueren dürfen. Foto: SCRIPT
TEILEN

Weitere Topthemen

Vorsicht!
Du bist dabei, piwitsch.lu zu verlassen.
Möchtest du das wirklich?