Léa ist seit knapp sechs Jahren Polizistin. Foto: SCRIPT

„Die Polizei ist so etwas wie meine zweite Familie“

16. Januar 2023

Wie sieht der Alltag einer Polizistin aus und wie kommt man überhaupt zur Polizei? Léa hat es dem Piwitsch erzählt.

Léa ist seit etwa sechs Jahren bei der Polizei. Zum Interview mit dem Piwitsch kommt sie in ihrer Arbeitskleidung. Was sie alles bei sich trägt – und das ist eine ganze Menge -, kannst du auf den Fotos sehen. Léa ist nicht gleich nach der Schule Polizistin geworden. Sie hat erst einen technischen Sekundarschulabschluss absolviert und dann einige Zeit in zwei Firmen Sekretariatsarbeit gemacht.

Aber Léa wollte eher raus aus dem Büro. Deshalb hat sie sich nach interessanten Berufen umgeschaut, in denen sie draußen arbeiten kann und die viel Abwechslung bieten. Dabei ist sie auf die Polizei gestoßen. 

Armee und Polizeischule

Heute können Leute, die Polizistin oder Polizist werden möchten, sofort zur Polizeischule gehen. Léa aber musste erst noch drei Monate lang zur Polizei-Grundausbildung auf den Herrenberg. Der Herrenberg liegt bei Diekirch im Norden des Landes. Dort ist die Kaserne der Luxemburger Armee und dort werden auch Soldatinnen und Soldaten ausgebildet. Um die Prüfungen zu bestehen, muss man körperlich fit sein und auch psychologisch stark sein, das heißt sich nicht aus der Ruhe bringen lassen und auch nicht bei der kleinsten Anstrengung keine Lust mehr haben. 

Danach ging Léa also zur Polizeischule. Dort lernte sie viel über Gesetze, wie man sich als Polizistin verhalten muss und wie man Berichte schreibt. Aber auch wie man schnell aber sicher Auto fährt, sich selbst verteidigt und mit Pistole und Maschinengewehr schießt. 

Während ihrer Ausbildung zur Polizistin arbeitete sie bereits in mehreren Kommissariaten. Denn sie musste schließlich auch lernen, wie der Beruf in der Praxis abläuft und wie Polizeibeamte im Team arbeiten.

Die Vereidigung ist eine wichtige Etappe

Im Jahr 2017 wurde Léa dann als Polizeibeamtin vereidigt. Bei ihrer Vereidigung müssen die Polizistinnen und Polizisten schwören, dem Großherzog treu zu sein und der Verfassung – das ist das wichtigste Gesetz des Landes – sowie den anderen Gesetzen zu gehorchen. Und sie müssen schwören, dass sie ihren Beruf richtig, genau und gerecht ausüben.

Bei dieser wichtigen Feier war Léa auch anders gekleidet wie auf den Fotos, die du hier siehst. Denn sie hat auch eine schöne Uniform für besondere Angelegenheiten. Diese zieht sie nicht nur bei Feierlichkeiten an, sondern auch wenn sie zum Gericht muss. Das kommt regelmäßig vor, denn sie muss manchmal Räuber begleiten, die vor Gericht gestellt werden oder als Zeugin in einem Strafprozess aussagen. Ein Strafprozess ist ein Verfahren vor Gericht um die Schuld oder die Unschuld einer oder mehrerer Personen herauszufinden. Dabei spielt die Polizei eine wichtige Rolle, denn sie muss herausfinden, was wirklich passiert ist. 

Dienst in Schichten

Als Polizistin muss Léa manchmal auch nachts arbeiten. Denn ihr Kommissariat – so nennt man die Dienststelle der Polizisten – ist 24 Stunden, sieben Tage die Woche und 365 Tage im Jahr geöffnet. So eine Nachtschicht dauert von 22.00 bis 6.00. Die Morgenschicht läuft von 6.00 bis 14.00 und die Schicht am Nachmittag von 14.00 bis 22.00. Jedes Team auf der Schicht ist sofort bereit, bei Notfällen einzugreifen, wenn zum Beispiel eine Person verletzt ist, oder wenn jemand überfallen und bestohlen wurde. Die Polizistinnen und Polizisten passen aber auch auf, dass Menschen keine Straftaten begehen. Zum Beispiel ist der Verkauf von Drogen eine Straftat, oder ein Angriff auf eine andere Person, ein Diebstahl oder zu schnell fahren.

Léa mag Tiere. Polizistinnen und Polizisten müssen manchmal auch nach Tieren suchen, die weggelaufen sind. Foto: Léa Colling

Auf Patrouille

Um die Straßen rund um ihr Kommissariat im Auge zu behalten, fahren oder laufen die Polizei-Teams so genannte Patrouillen. So fahren oder gehen sie immer bestimmte Strecken ab, um nachzuschauen, ob alles in Ordnung ist. Polizistinnen und Polizisten sind immer zu zweit, manchmal auch zu mehr unterwegs. So können sie sich gegenseitig helfen, wenn sie andere schützen oder ihnen helfen müssen und auch sich selbst besser schützen, falls sie angegriffen werden, was leider manchmal passiert.

Die Polizei-Teams erfahren per Funk, wo sie gerade gebraucht werden. Bei einem Notfall, bei dem Personen verletzt wurden, helfen sie zuallererst diesen Personen und rufen eine Ambulanz. Dann müssen sie aber auch noch herausfinden, was genau passiert ist und alles aufschreiben. Dabei fragen sie meistens die Leute, die etwas gesehen haben. Manchmal müssen die Polizei-Teams auch Unterstützung von anderen Polizistinnen und Polizisten anfragen. Zum Beispiel, wenn irgendwo eingebrochen wurde: Dann kommen die Fachleute von der Spurensicherung der Polizei, die ganz behutsam nach Spuren von Verbrechern suchen.

Ständig dazulernen und fit bleiben

Manchmal müssen Polizistinnen und Polizisten auch Leute festnehmen, weil diese Straftaten begangen haben. Die werden dann in ein Gefängnis geführt und vor Gericht gestellt.

Léas Arbeit ist manchmal schwierig, aber sie mag ihren Beruf und auch ihre Kolleginnen und Kollegen. „Die Polizei ist wie eine zweite Familie für mich“, sagt sie. Léa findet es auch toll, dass man die Möglichkeit hat, auf Nachfrage auf Posten in anderen Dienststellen und Fachabteilungen der Polizei zu wechseln. Außerdem kann man mit der Zeit immer mehr Verantwortung übernehmen.

Wer welche Verantwortung in der Polizei hat, sieht man an den Graden der Beamtinnen und Beamten. Einen höheren Grad bekommt man aber nicht einfach so, sondern muss Examen bestehen. Léa ist übrigens „Inspecteur“. Der Polizistenberuf ändert ständig und man lernt immer dazu. Außerdem muss man immer fit bleiben. Auch Schießtraining steht regelmäßig auf dem Programm, sowie Fahrtraining.

Die Polizei in Luxemburg

Luxemburg ist in vier Polizeiregionen aufgeteilt: Norden, Südwesten, Zentrum-Osten und Hauptstadt. Insgesamt gibt es 34 Kommissariate und 13 davon funktionieren rund um die Uhr. Es gibt auch vier Standorte der Kriminalpolizei. Die Kriminalpolizei – auf französisch heißt sie „Service de Police Judiciaire“ wir von der Justiz beauftragt, Ermittlungen durchzuführen. Meist geht es dabei um schlimme oder komplizierte Vorfälle. Verstöße gegen das Strafgesetzbuch gibt es viele: 2021 waren es 42.875. Dass die Polizei sehr viel zu tun hat, zeigt auch die Zahl der Anrufe, die im Jahr 2021 bei der Notfallnummer 113 eingingen: Es waren 124.000. 

Wenn man sich die Geschichte der Polizei anschaut, dann waren es früher meist ausgebildete Soldatinnen und Soldaten und die Organisation der Polizei glich der Organisation der Armee. Das hat sich längst geändert. Aber die Polizistinnen und Polizisten tragen immer noch Uniformen und haben verschiedenen Grade, die vom „Inspecteur adjoint“ bis zum „Directeur général“.

Hier siehst du die Gradabzeichen bei der Polizei. Der oberste Chef ist der Generaldirektor. Die Polizei hängt vom Ministerium der Inneren Sicherheit ab. Quelle: Police

Bei der Polizei arbeiten 2.815 Personen. 1.907 sind Polizisten und 316 Polizistinnen. Die anderen 592 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterstützen die Polizei-Teams bei ihrer Arbeit: sie kümmern sich um die Computer, die Autos, die Buchhaltung und so weiter.

Die Waffen der Polizei: Gebrauch nur im Ausnahmefall

Jede Polizistin und jeder Polizist hat zwei Waffen. Eine Pistole und ein Maschinengewehr. Das Maschinengewehr kommt aber nur in speziellen Situationen zum Einsatz. Wenn die Polizei etwa nach ganz schlimmen Verbrechern sucht oder wichtige Personen schützen muss. Die Pistole hat jede Polizistin und jeder Polizist immer im Dienst dabei.

Foto: SCRIPT

Niemand anders als die Polizistin oder der Polizist, der oder dem sie gehören, darf diese Waffen anfassen. Auch müssen die Waffen in einen gepanzerten Waffenschrank eingeschlossen werden, wenn die Polizistin oder der Polizist keinen Dienst hat. Außerdem müssen nach Dienstschluss alle Patronen entfernt werden.

Die Beamtinnen und Beamten dürfen ihre Waffen nur einsetzen, wenn es unbedingt nötig ist, wenn zum Beispiel ihr eigenes Leben oder das Leben anderer Personen in Gefahr ist. Léa hat ihre Waffe noch nie einsetzen müssen und wünscht sich, dass das auch so bleibt.

Unten siehst du verschiedene Einsatzgebiete von Polizistinnen und Polizisten.

TEILEN

Weitere Topthemen

Vorsicht!
Du bist dabei, piwitsch.lu zu verlassen.
Möchtest du das wirklich?