Menschen mit Diabetes müssen immer wissen, wieviel Zucker sie gerade im Blut haben. Mit Insulin können sie kontrollieren, ob es nicht zu viel Zucker ist. Foto: Shutterstock

Wie Insulin Leben rettet

11. November 2022

Am 14. November ist Welttag des Diabetes – Es ist eine Krankheit, die verhindert, dass die Zellen im Körper Zucker aufnehmen – Auch viele Kinder leiden darunter – De Piwitsch hat nachgefragt, was man dagegen tun kann.

Manchen Menschen fehlt im Körper etwas, das sehr wichtig zum Überleben ist. Es ist ein Hormon, das von der Bauchspeicheldrüse hergestellt wird, die in deinem Bauch liegt. Ein Hormon ist ein sogenannter „Botenstoff“. Das ist ein chemischer Stoff, durch die Zellen in deinem Körper wissen, was sie tun sollen. Das Hormon aus der Bauchspeicheldrüse sagt den Zellen: „Bitte nehmt Zucker aus dem Blut auf“. 

Wenn der Zucker im Blut bleibt

Muskeln und Organe brauchen Zucker, damit sie ordentlich funktionieren können. Zucker, den man auch Glukose nennt, gelangt in unseren Körper, wenn wir zum Beispiel Brot, Nudeln, Obst oder Schokolade essen. Das Essen wird im Magen verdaut und dann im Darm in seine verschiedenen Bestandteile zersetzt. Die Glukose gelangt ins Blut, damit sie unsere Körperzellen füttern kann. Das nennt man Stoffwechsel.

Wenn der Stoffwechsel nicht stattfinden kann, ist das Blut schnell so voller Zucker, dass der Körper Alarm schlägt. Man ist ständig durstig, muss ständig Pipi machen, verliert Gewicht, kann schlimme Bauchschmerzen bekommen und sich übergeben. Wenn man nicht mit Insulin behandelt wird, wird man bewusstlos und kann sogar sterben.

Manche Menschen haben diese Stoffwechselkrankheit einfach. Ohne dass sie etwas falsch gemacht hätten. Sie heißt Typ1 Diabetes und ist nicht ansteckend. 

Ein Schlüssel aus der Spritze

Doch zum Glück gibt es Hilfe! Denn schon seit hundert Jahren kann nämlich das Hormon aus der Bauchspeicheldrüse künstlich hergestellt werden. Man nennt dieses künstliche Hormon Insulin.  

Ulrike Schierloh vergleicht es gerne mit einem Schlüssel, der die Körperzellen aufsperren kann, damit sie Zucker aufnehmen. Ulrike ist Ärztin in der Kinderklinik des „Centre Hospitalier de Luxembourg“. Diabetes, besonders bei Kindern, ist ihr Spezialgebiet. Sie hat dem Piwitsch erklärt, was bei Menschen mit Diabetes alles passiert.

Menschen mit Diabetes müssen ihr Leben lang Insulin zu sich nehmen und genau darauf achten, was sie essen und wie stark sie körperlich aktiv sind. „Sie müssen regelmäßig ihren Blutzucker messen und eine Insulinspritze oder eine Insulinpumpe dabei haben. Denn dem Körper muss mehrmals am Tag Insulin zugeführt werden“, erklärt Ulrike Schierloh. Wem die Spritze zu sehr piekst, der kann eine Insulinpumpe benutzen.

Eine Insulin-Pumpe spritzt die Menge an Insulin, die der Körper der Person mit Diabetes gerade braucht. Foto: Shutterstock

Was genau Diabetes auslöst, weiß man immer noch nicht

Das ist ein Gerät mit einem kleinen Schlauch und einer Nadel. Die piekst man nur alle drei bis sieben Tage in die Haut. Über den Schlauch pumpt das Gerät dann Insulin rein, wenn der Körper es braucht. Allerdings muss die Person mit Diabetes immer derzeit immer noch den Zucker im Essen berechnen und der Pumpe mitteilen. Vielleicht gibt es aber bald eine Maschine, die alle diese Aufgaben von selbst erledigt.

Schon jetzt bekommt man auch Geräte, die man auf die Haut kleben kann, um den Blutzucker zu messen. Das erledigt dann ein dünner Metallfaden. Und man kann auf einem Smartphone genau verfolgen, wie hoch der Blutzucker gerade ist. Wenn man zum Beispiel ein Stück Torte essen möchte, muss man sich darauf einstellen, dass man mehr Insulin braucht. Wenn man viel Sport treibt, der Körper also viel Energie benötigt, muss man zusätzlich etwas Zucker zu sich nehmen.

Auch wenn sich sehr viel getan hat, damit Menschen mit Diabetes ein Leben ohne große Sorgen führen können: Was genau Diabetes auslöst ist trotz angestrengter Forschung noch nicht genau bekannt. „Wer das herausfindet, hat den Nobelpreis verdient“, sagt Ulrike Schierloh. Der Nobelpreis ist der berühmteste Preis, den eine Wissenschaftlerin oder ein Wissenschaftler für ihre oder seine Arbeit bekommen kann. 

Wenn das Insulin fehlt, bleibt die Tür für Zucker geschlossen. Der Zucker bleibt dann im Blut und das kann gefährlich werden. Quelle: Shutterstock/SCRIPT

Wissen, was zu tun ist

Ulrike weist auch darauf hin, dass an Diabetes erkrankte Kinder es immer noch schwer im Alltag haben. Denn auch eine Insulinpumpe kann nicht vermeiden, dass sie vielleicht nicht genügend Zucker ins Blut bekommen und dann schneller müde werden, oder vielleicht doch etwas zuviel Zucker essen. Auch für die Eltern, die Geschwister, Freundinnen und Freunde, sowie die Lehrerinnen und Lehrer oder die Sporttrainerinnen und -trainer kann das schon mal zum Problem werden.

Wenn das Kind zu viel Zucker im Blut hat – man spricht auch von Überzucker – oder zu wenig Zucker im Blut hat – man spricht auch von Unterzucker – muss man nämlich ziemlich schnell reagieren – und wissen, wie! Deshalb gibt es viele Dokumente und Weiterbildungen, durch die man das lernen kann. Auch Ulrike und ihre Kolleginnen und Kollegen informieren gerne über Diabetes. Sie betreuen rund 350 Kinder und Jugendliche, die die Krankheit haben. 

Laurent weiß seit Ende 2021, dass er Diabetes hat. Er hat dem Piwitsch erzählt, wie er das erfahren hat. Foto: SCRIPT

Einige Kinder erklärten dem Piwitsch, wie sie damit klarkommen. Wir haben sie bei einer Ausstellung im „Centre Hospitalier de Luxembourg“ getroffen. Für diese Ausstellung haben Kinder gemalt, was Diabetes für ihr Leben bedeutet. Du kannst dir die Ausstellung im „Centre Hospitalier de Luxembourg“ ansehen. Die Interviews kannst du dir anhören, indem du auf den Pfeil drückst.

Viviane ist erst sieben Jahre alt. Dass sie Diabetes hat, weiß sie, seit sie drei Jahre alt ist. Foto: SCRIPT
Yacoub war super gestresst, als er erfuhr, dass er Diabetes hat. Heute kann er gut damit umgehen. Foto: SCRIPT
Lou weiß seit drei Jahren, dass er Diabetes hat. Dem Piwitsch erzählte er, wie er spürte, dass etwas mit seinem Körper nicht stimmt.

Verschiedene Arten von Diabetes

Die am häufigsten festgestellte Art von Diabetes ist Typ 1 Diabetes. Auch gesunde Menschen können die Krankheit bekommen. Man weiß nicht genau, was sie auslöst. Typ 2 Diabetes können Menschen bekommen, die sich nicht genug bewegen und Übergewicht haben.

Bei Typ 2 Diabetes produziert die Bauchspeicheldrüse weiterhin Hormone, aber sie sind nicht wirksam genug. Diese Menschen bekommen Spritzen und Tabletten verschrieben, um die Insulinproduktion in der Bauchspeicheldrüse zu unterstützen. Gesundes Essen und regelmäßiger Sport können vermeiden, dass man Typ 2 Diabetes nicht bekommt. 

Du willst mehr über Diabetes erfahren? Auf der Webseite der Kinderklinik im „Centre Hospitalier de Luxembourg“ findest du eine Menge Informationen über die Krankheit.

Vor hundert Jahren: Die erste Insulin-Spritze

Leonard ging es sehr, sehr schlecht. Der 14jährige Junge mit Diabetes lag im Januar 1922 in einer Klinik in Toronto. Das ist eine Stadt in Kanada. Bereits mit 11 Jahren war Diabetes bei ihm festgestellt worden. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als weniger zu essen. Leonard war abgemagert und krank. Und nun bekam er seinen hohen Blutzucker auch nicht mehr in den Griff. Seine Eltern waren verzweifelt und bereit, alles zu tun, um Leonards Leben zu retten.

Leonard Thompson konnte dank dem Insulin weiter leben. Leider starb er mit 26 Jahren an einer Lungenentzündung. Foto: Public Domain

So gaben sie den Medizinern Frederick Banting und Charles Best die Erlaubnis, Leonard Insulin zu spritzen. Ihnen war es gelungen, den Stoff aus der Bauchspeicheldrüse von Tieren zu gewinnen. Tatsächlich ging es Leonard wenige Zeit später viel besser.

Durch regelmäßige Insulinspritzen bekam er seine Blutzuckerwerte wieder in den Griff und konnte wieder ziemlich normal weiterleben. Die Erfahrung mit Leonard gab auch Millionen anderen Menschen mit Diabetes Hoffnung. Es war ein wichtiger Fortschritt in der Medizin und die Forscher haben dafür den Nobelpreis bekommen. Bis heute wird weiter an immer besserem Insulin geforscht.

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