Illustration: Shutterstock/LadadikArt

Jenseits aller Grenzen

30. September 2024

Paralympische Sportlerinnen und Sportler

Vor einigen Jahren hat Roberto seine Liebe zum Judo entdeckt. Heute trainiert er mit Leidenschaft. Sein großes Ziel sind die Paralympics 2028 in Los Angeles in den USA. Dieser Traum geht für Katrin bereits in diesem Jahr bei den Paralympischen Spielen in Paris in Erfüllung. Vor ein paar Wochen haben wir die beiden getroffen und mit ihnen über ihre Liebe zum Sport gesprochen.

Katrin und Roberto sind Parasportlerin und Parasportler. Das bedeutet, dass sie eine körperliche Behinderung haben. Menschen mit geistiger Behinderung nehmen an den Special Olympics teil.

Steckbrief:
Name: Katrin Kohl
Alter: 28 Jahre
Sportart: Rennrollstuhl im Sprint
Behinderung: Spina bifida (umgangssprachlich: „offener Rücken“) – eingeschränkte Gehfunktion
Beruf: Gemeindebeamtin beim Abwasseramt Sidero

Warum ausgerechnet Rennrollstuhl?

Katrin Kohl: Den Sport habe ich erst spät für mich entdeckt. Begonnen habe ich mit Rollstuhltanz und Rollstuhl-Basketball. Auf einem Event für Leichtathletik hatte ich die Chance, einen Rennrollstuhl zu testen. Ich saß im Stuhl und wusste sofort: Das will ich machen! Die 200-Meter-Strecke liegt mir am besten. Die ist in meiner Kategorie aber leider nicht paralympisch, daher trainiere ich für 100 Meter.

Wie sieht dein Training aus?

K.K.: Mein Alltag ist richtig voll gepackt. Ich arbeite in Teilzeit, sechs Stunden am Tag. Danach habe ich Zeit zum Trainieren. Vier Mal die Woche sitze ich im Rennrollstuhl. Zwei Mal steht Krafttraining auf dem Programm. In den letzten Wochen vor den Paralympics habe ich noch ein paar zusätzliche Einheiten eingebaut und mich voll und ganz auf das Training konzentriert.

Katrin Kohl in ihrem Rennrollstuhl.
Katrin Kohl hat einen extra für sie angefertigten Rennrollstuhl. Foto: Ralf Kuckuck

Was machst du, wenn du nicht arbeitest oder trainierst?

K.K.: Mich politisch zu engagieren liegt mir sehr am Herzen. Ich bin im Gemeinderat in Diekirch und setze mich für die Belange der Bürgerinnen und Bürger ein. Ich mag den Austausch mit den Menschen. Im Training bin ich oft allein; das entspricht aber nicht meinem Charakter. In der Politik finde ich einen guten Ausgleich.

Worauf freust du dich am meisten?

K.K.: Ich bin stolz, mein Land bei diesem großen Wettkampf vertreten zu dürfen. Die Atmosphäre bei den paralympischen Spielen ist sicher einmalig. Die Teilnahme ist eine große Chance und ich freue mich auf diese Erfahrung! Ich bin auch sehr gespannt, andere Sportlerinnen und Sportler kennenzulernen und von ihrem Wissen zu profitieren.

In Paris konnte sich Katrin nicht für das paralympische Finale qualifizieren. Dennoch hat sie die Stimmung im Stadion mit den zehntausenden Menschen sehr genossen.

Steckbrief:
Name: Roberto De Almeida Lomba
Alter: 26 Jahre
Sportart: Judo
Behinderung: angeborenes Glaukom – fast komplette Blindheit
Beruf: Ausbildung zum Physiotherapeuten

Was macht dir beim Judo am meisten Spaß?

Roberto De Almeida Lomba: 2021 habe ich mit Judo angefangen. 2023 fanden meine ersten Wettkämpfe statt. Mittlerweile stehe ich fünf bis sechs Mal die Woche auf der Matte oder trainiere im Fitnessstudio. Im Sport kann ich mir Ziele setzen und an diesen arbeiten. Meine Motivation ist, von Training zu Training besser zu werden und meine Techniken mit meinem Trainer zu verbessern.

Ist deine Behinderung ein großer Nachteil im Sport?

R.D.A.L.: Meine Sehbehinderung empfinde ich nicht als großen Nachteil. Die Regeln im Para-Judo sind etwas anders. Bevor der Kampf beginnt, müssen die Judokas einander am Judogi – der Kampfkleidung im Judo – festhalten. Dieser erste Kontakt mit dem Gegner hilft mir, mich zu orientieren. Mit diesem einen Griff kann ich den ganzen Körper fühlen. Würde ich abwarten, bis ich sehe, was mein Gegner tut, wäre es bereits zu spät. Spüre ich seine Bewegung, kann ich erahnen, was er tut, und reagieren. Sehende Menschen beschränken sich oft auf das Sehen. Ich glaube, das kann ein Nachteil sein.

Wie ist der Umgang mit Konkurrenten?

R.D.A.L.: Nationale Kämpfe im Para- Judo gibt es in Luxemburg nicht, weil ich derzeit der einzige Para-Judoka bin. Es ist aber schön zu wissen, dass weitere junge Talente hart trainieren. Ich war schon bei vielen Wettkämpfen im Ausland dabei: in den Niederlanden, Frankreich, Deutschland, Belgien, der Türkei, Georgien und Japan. Auf der Matte sind wir natürlich Gegner. Außerhalb vom Wettkampf ist das anders. Wir tauschen uns über ganz unterschiedliche Themen aus und helfen uns gegenseitig, wo es
nur geht. Über unsere Behinderungen sprechen wir kaum. Da plaudern wir lieber übers Kochen. Ich koche nämlich sehr gerne!

Welche Ziele hast du für die Zukunft?

R.D.A.L.: Mir ist wichtig, einfach immer besser zu werden und gute Ergebnisse zu erreichen. Das große Ziel sind natürlich die Paralympischen Spiele 2028 in Los Angeles. Beruflich hoffe ich, dass ich mein Studium bald abschließen kann. Als Kind wollte ich Physiotherapeut oder Sportlehrer werden. Bald kann ich Patienten helfen und trotzdem dem Sport verbunden bleiben.

Hast du noch einen Ratschlag für zukünftige Sportlerinnen und Sportler?

R.D.A.L.: Manchmal braucht man etwas Geduld im Sport. Kinder sollen einfach testen, welche Sportart ihnen am besten gefällt, und dann am Ball bleiben – auch wenn es mal schwierig ist.

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